Handlungsorientierung:
Wie bereite ich meine Schüler auf die reale Lebenswelt vor?


 
von Tamara Demberger

 
Dieser Artikel gehört zu der neuen Serie Deutsch als Fremdsprache unterrichten unseres Blogs.
Hintergrund dessen ist, dass wir Sie, die Sie Zuwanderern aus den verschiedensten Ländern helfen Deutsch zu lernen, mit Beratung, Angeboten und Praxistipps unterstützen möchten!
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Was bedeutet Handlungsorientierung?

Einen handlungsorientierten Sprachunterricht zeichnet der Anspruch aus, den Schülern möglichst viel Authentizität ins Klassenzimmer zu bringen und ein Lernen für das Leben zu vermitteln.
Doch welche Punkte sind dabei zu beachten?
Bei der Handlungsorientierung steht stets das Kommunikationsziel im Vordergrund, formale und strukturelle Fehler sind hingegen vergleichsweise nebensächlich. Sie sollten sich bei der Vorbereitung Ihrer Unterrichtsstunden die Frage stellen, welche Inhalte für Ihre Schüler persönlich relevant sind. Nur selten werden Sie sich dabei beispielsweise für einen korrekten Dativ-Gebrauch, sondern vielmehr für die kommunikative Bewältigung einer authentischen Situation entscheiden. Besonders wenn Sie Flüchtlinge mit einem noch niedrigen Sprachniveau im Deutschen unterrichten, kann diesen eine Thematisierung der für sie alltäglichen Herausforderungen sehr hilfreich sein.
Als Beispiele hierfür können ein Verkaufsgespräch beim Bäcker, ein Arztbesuch oder auch eine Interaktion auf der Post genannt werden.


 

Wie gestalte ich meinen Unterricht handlungsorientiert?

Auch Sie wollen mehr Authentizität in Ihren Unterricht bringen, haben aber noch keine konkreten Einfälle? Wir haben Ihnen eine kleine Ideensammlung als Inspiration zusammengestellt:

Raus in die Welt
Überlegen Sie, welche Möglichkeiten Ihnen die Umgebung des Klassenzimmers bietet.
Gibt es vielleicht einen Obstladen um die Ecke?
Dann gehen Sie doch einmal gemeinsam mit Ihrer Klasse einkaufen!
Bereiten Sie Ihre Schüler darauf vor, indem Sie zuvor Floskeln wie beispielsweise "Wie viel kostet das?" üben und lassen jeden eine Kleinigkeit einkaufen.
Wenn Sie anschließend noch gemeinsam einen Obstsalat zubereiten, wobei Fragen wie "Kannst du mir bitte das Messer geben?" wichtig sind, und diesen gemeinsam verspeisen, nehmen Ihre Schüler wertvolles Wissen für Ihren Alltag mit nach Hause.


 

Rollenspiele
Nicht immer ist der Standort von Lehrräumen günstig gelegen oder die Zeit für einen kleinen Ausflug ausreichend. Eine Möglichkeit, wie Sie es schaffen, auch im Klassenzimmer lebensnahe Gesprächssituationen zu schaffen, sind Rollenspiele.
Ein Schüler würde gerne zum Friseur gehen? Stellen Sie die Situation nach. Welche Personen gibt es, welche Fragen können auftauchen und welche Informationen sind wichtig? Auch hierfür ist eine intensive Vorentlastung von Wortschatz notwendig. Je nach Sprachniveau können auch ausformulierte Fragen und Aussagen, welche vor dem Rollenspiel vorgegeben und besprochen werden, hilfreich sein.


 

Briefwechsel
Kommunikation muss keineswegs immer mündlich sein. Auch die Besonderheiten des schriftlichen Ausdrucks sind für Schüler wichtig zu erlernen. Der persönliche Brief ist dabei ein klassisches Thema, welches zumeist in den Lehrwerken vorkommt. Wie wäre es aber, wenn Ihre Schüler nicht nur Briefe schreiben würden, sondern auch eine Antwort erhalten würden? Durch eine Vermittlung von Brieffreundschaften beispielsweise zwischen zwei Klassen können die Schüler Schreiben an reale Personen verfassen und dadurch auch neue Kontakte knüpfen. Dadurch profitieren beide Seiten und vielleicht erhält sich ja die eine oder andere Brieffreundschaft.


 
Praxistipp:
Vielleicht schreckt Sie auch der organisatorische Aufwand ab, welcher mit Handlungsorientierung einher geht. Unser Tipp: Kooperieren Sie mit anderen Lehrkräften! So können Sie sich gegenseitig entlasten, indem Sie zum Beispiel den Bäcker-Besuch gemeinsam abhalten, und erhalten nebenbei neue Ideen.

 
 

Über die Autorin

Tamara unterstützt die Redaktion von Sprachenlernen24 seit Anfang 2016.
Zu ihren Aufgaben gehören u.a. das redaktionelle Erarbeiten von Grammatiken sowie das Verfassen von Texten für den DaF-Blog.

Tamara ist Studentin an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Hier hat sie von 2011 bis 2014 den Bachelorstudiengang Deutsch als Fremdsprache erfolgreich absolviert. Gerade befindet sie sich in den letzten Zügen ihres Masters (ebenfalls in der Fachrichtung Deutsch als Fremdsprache).
 
Tamara unterrichtet seit vielen Jahren Deutsch für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Neben ihren Sprachen Bairisch, Deutsch und Englisch hat Tamara Grundkenntnisse in Italienisch und Russisch.

In ihrer Freizeit findet man Tamara häufig in ihrer oberbayrischen Heimat. Hier kraxelt sie im Sommer die Berge hinauf und wedelt sie im Winter auf Skiern wieder hinab. Außerdem engagiert sie sich in ihren heimatlichen Sportvereinen in der Kinder- und Jugendarbeit.
 
Bleibt ihr etwas mehr freie Zeit, zieht es sie in die große weite Welt hinaus, sei es nach Vietnam oder Jordanien.
Ihr nächstes Reiseziel ist noch nicht bekannt - bis zum nächsten Kofferpacken findet man sie bei Unternehmungen mit Freunden in und um München.

Über diesen Blog

Wir betreiben diesen Blog seit 2014 als kostenloses Angebot mit vielen, vielen Tipps rund um das Thema „Deutsch als Fremdsprache lernen“.
 
Mit diesem Experten-Blog wollen wir unser Wissen über das Lernen von Deutsch als Fremdsprache weitergeben.
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