Deutsch sprechen in Österreich: Das Wienerisch, der Dialekt der Wiener


 
von Veronika Amann

 
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Dieser Artikel zum Thema „Deutsch sprechen in Österreich: Das Wienerisch, der Dialekt der Wiener“ richtet sich an alle, die Deutsch ab dem Niveau B2 lernen.

Wienerisch – eine Vielvölkerstadt meldet sich zu Wort

Wien, die Hauptstadt Österreichs, war und ist eine Stadt der vielen Kulturen und Nationen. Bereits im späten Mittelalter lockte der Handel und die günstige geographische Lage Menschen aus ganz Europa nach Wien.
Das Wienerisch, der Dialekt der hier gesprochen wird, spiegelt dies wieder.

Ursprünglich handelt es sich beim Wienerischen um einen ostmittelbairischen Dialekt. Mittelbairisch spricht man auch in anderen Teilen Österreichs, zum Beispiel in Nieder- oder Oberösterreich oder im Tiroler Unterland.
Doch verwechseln Sie den dort gesprochenen Dialekt bloß nicht mit dem Wienerischen!
In der Hauptstadt hat sich nämlich unter dem Einfluss verschiedener Sprachen eine ganz besondere Mundart gebildet.
Zu dem mittelbairischen Dialekt kamen in Wien vor allem Einflüsse aus dem Jiddischen, dem Rotwelsch, dem Tschechischen, dem Italienischen und auch Französischen.

Jiddisch ist eine Sprache der Juden, die sich aus dem Mittelhochdeutschen mit hebräischen und slawischen Einflüssen gebildet hat. Aus dem Jiddischen kommt zum Beispiel das Wort „hawara“, mit dem Sie in Wien einen Freund bezeichnen.

Rotwelsch nennt man die Sprache der Nichtseßhaften im deutschen Sprachraum. Im 13. Jahrhundert hat sich diese Sprache gebildet, die lange Zeit auch als „Gaunersprache“ bezeichnet wurde. Das Wort „Rotwelsch“ setzt sich zusammen aus dem mittelniederländischen Wort „rot“ (= falsch oder untreu) und dem mittelhochdeutschen Wort „welsch“ (= fremd). Diese Sprache wurde von Hausierern, Spielleuten etc. als eine Art „Geheimsprache“ genutzt.
Im Wienerischen finden sich einige Wörter aus dem Rotwelsch wieder, so zum Beispiel „Marie“, ein Begriff für „Geld“.

Durch die Wiener Kaffeehäuser

Die Wiener Kaffeehauskultur ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
In den Wiener Kaffeehäuser war es schon immer üblich, dass auch Gäste die nur eine Tasse Kaffee bestellten stundenlang an den Tischen sitzen bleiben durften um die ausliegenden Tageszeitungen zu lesen. Hieraus entwickelte sich diese ganz besondere geruhsame Kaffeehaus-Stimmung. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Wien der Mittelpunkt der sogenannten Kaffeehausliteratur.
Literaten trafen sich in den Kaffeehäusern nicht nur, um sich gegenseitig auszutauschen sondern auch um hier zu schreiben.
Auch heute noch sind die Wiener Kaffeehäuser sehr beliebt.

Aber „Obacht!“ Eines dürfen Sie im Kaffeehaus nicht – nämlich beim Ober einen „Kaffee“ verlangen, dann werden Sie sofort als Nicht-Wiener erkannt. Hier finden Sie einen Überblick über die verschiedenen Wiener Kaffeezeichnungen:

Wichtige Vokabeln für den Besuch im Wiener Kaffeehaus
Wienerisch
Hochdeutsch
Schwarzer
Schwarzer Kaffee, ohne Zucker oder Milch
Kapuziner
Schwarzer Kaffee mit etwas Milch
Brauner
Schwarzer Kaffee mit etwas mehr Milch
Melange
Schwarzer Kaffee mit warmer Milch (Milchkaffee)
Franziskaner
Melange mit Schokoladenstreusel
Einspänner
Schwarzer Kaffee mit Schlagsahne
Gespritzter Mokka
Schwarzer Kaffee mit einem Schuss Weinbrand
Biedermeier Kaffee
Kaffee mit Marillenlikör und Schlagsahne
Kurzer
Schwarzer Kaffee, der mit nur wenig Wasser zubereitet wird

Haben wir Ihre Neugierde geweckt? Hier finden Sie eine Liste der bekanntesten Wiener Kaffeehäuser, in denen Sie sogleich Ihre ersten wienerischen Ausdrücke anwenden können:

Interessieren Sie sich für deutsche Dialekte?
In diesen Beiträgen stellen wir Ihnen die Dialekte Bairisch und Kölsch vor.


 
 

Über die Autorin

Veronika Amann arbeitet seit 2012 als Werkstudentin bei Sprachenlernen24.
 
Zu ihren vielfältigen Aufgaben gehört u.a. das Verfassen von Blog-Artikeln, das Designen von HTML-Seiten oder das Lektorat von Grammatiken.

Veronika studiert Regenerative Energien – Elektrotechnik an der Hochschule München.
 
Ihre Semesterferien nutzt sie, um von Nicaragua über Irland bis Wien um die Welt zu reisen.
Ihre nächsten Ziele sind Marokko und Schottland.

Veronika spricht, neben Deutsch und Bairisch, Englisch, Spanisch und außerdem Lettisch.
Eine Sprache, die sie während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres in Lettland gelernt hat.
 
Wenn Veronika einmal nicht die Welt umreist oder gerade am Kofferpacken ist, findet man sie häufig bei Unternehmungen mit Freunden in München und Umgebung.

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