von Tamara Demberger
Dieser Artikel gehört zu der neuen Serie Deutsch als Fremdsprache unterrichten unseres Blogs.
Hintergrund dessen ist, dass wir Sie, die Sie Zuwanderern aus den verschiedensten Ländern helfen
Deutsch zu lernen, mit Beratung, Angeboten und Praxistipps unterstützen möchten!
Senden Sie uns gerne eine E-Mail an redaktion@sprachenlernen24.de und teilen Sie uns Ihre Fragen,
Wünsche und Bedürfnisse mit.
Sie leiten einen Deutsch-Kurs mit beispielsweise 20 Teilnehmern und müssen in den ersten Stunden feststellen, was für ein bunter Haufen das ist? Diese Situation ist sicherlich vielen von Ihnen bekannt.
In einem Kurs können Personen unterschiedlichen Alters aus den verschiedensten Ländern zusammenkommen! In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, in welchen Punkten sich Ihre Schüler unterscheiden können, also
heterogen sind, und wie Sie damit umgehen können.
Erstsprachen
Ein Deutsch-Kurs voller Schüler, welche ein und dieselbe, von Ihnen beherrschte Sprache sprechen – was für ein (leicht utopischer) Traum! Nicht selten sind in einem Kurs mit 20 Teilnehmern gleich zehn
unterschiedliche Herkunftssprachen vertreten und Englischkenntnisse können nicht vorausgesetzt werden. Natürlich kann man als Lehrkraft nicht aller Muttersprachen seiner Schüler fähig sein, jedoch hat auch
oft nur wenig Wissen über eine Sprache ein besseres Verständnis für Fehler der Schüler zur Folge.
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Als Beispiel kann genannt werden, ob es in der Sprache X Artikel gibt oder vielleicht einige Laute nicht, was der Grund für gewisse Ausspracheschwierigkeiten sein kann. Wenn Sie jetzt denken Was soll ich
denn neben dem Unterricht noch alles schaffen?, können wir Ihnen nur raten: Mut zur Lücke! Fragen Sie Ihre Schüler einfach bei Gelegenheit, ob es beispielsweise ein bestimmtes grammatisches Phänomen auch
in Ihrer Sprache gibt. Damit signalisieren Sie Interesse an den Erstsprachen der Schüler und das wiederum macht eine Wertschätzung derer deutlich. Dies ist zentral für das Verhältnis zwischen Lehrkraft und
Schüler und da jeder etwas beitragen kann, können die Schüler auch Ihnen etwas lernen!
Interessen
Wie schön, wenn man seinen Unterricht an den persönlichen Interessen seiner Schüler orientieren kann. Ihre Klasse besteht aus jungen, sportbegeisterten TeilnehmerInnen? Klasse, dann nutzen Sie doch einen Artikel
über die olympischen Spiele als Basis für eine Übung. Das motiviert zusätzlich!
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Schwierig wird es jedoch dann, wenn sich ein Teil Ihres Kurses für Musik, ein anderer für Mode und der dritte für augenscheinlich nichts interessiert. Vorneweg ist zu sagen, dass man es keineswegs jedem Recht
machen kann und Rahmenbedingungen und Lernziele oft eine starke Orientierung an einem Lehrwerk erfordern. Trotzdem freuen sich Fußball-Freunde sicherlich über eine Grammatikübung zum FC Barcelona und wer gerne
kocht, über ein typisch deutsches Rezept. Versuchen Sie, vereinzelt eine Abwechslung zur Lehrwerksarbeit anzubieten und dabei auf die Vorlieben Ihrer Schüler einzugehen, ohne eine bestimmte Gruppe zu bevorzugen.
Gerne können Sie dabei auch auf demokratische Mittel zurückgreifen, indem Sie drei mögliche Themen für beispielsweise eine Textarbeit vorgeben und darüber abstimmen lassen.
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Sprachliche Niveaus
Meist sind Sprachkurse nach den sechs Niveaustufen des GER (Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen), beispielsweise A1, strukturiert. Wenn ein Schüler nun eine Niveaustufe erfolgreich gemeistert hat,
rückt er in den nächsthöheren vor. Trotz dieser Art der Kategorisierung erweisen sich die Sprachkenntnisse der Schüler eines Kurses als oft sehr unterschiedlich: die eine traut sich zu sprechen, macht
dabei jedoch viele Fehler, der andere ist sehr zurückhaltend und spricht kaum, dafür aber meist korrekt. Auch die Auffassungsgabe kann voneinander abweichen und während ein Schüler eine grammatische Regel
immer und immer wieder wiederholen muss, ist sein Nachbar schon längst gelangweilt. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein, von Lerngewohnheit über Motivation und Alter bis hin zu einem gewissen Sprachtalent.
Für Sie als Lehrkraft ist es wichtig, auf die Bedürfnisse Ihrer Schüler einzugehen, um einerseits Überforderung und andererseits Desinteresse aus Langeweile zu vermeiden. Versuchen Sie, Ihre Schüler da abzuholen,
wo Sie gerade stehen. Worauf dabei zu achten ist, erfahren Sie in unserem
Artikel zum Thema Binnendifferenzierung.
Praxistipp:
Sehen Sie die Vielseitigkeit und Facettenhaftigkeit, die Sie in Ihrer Klasse vorfinden, nicht als Problem, sondern vielmehr als Bereicherung! In einem Deutsch-Kurs können Freundschaften zwischen Menschen
unterschiedlichen Alters, Nationalitäten und Religionen entstehen und nebenbei erklären Ihnen Ihre Schüler etwas über die Aspekte im Russischen oder die Aussprache im Persischen.